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Giebel über der Toreinfahrt zur Abtei Brauweiler

Gedenkstätte
Brauweiler des LVR

Gedenkbuch Brauweiler

Biografien

Moll, Josef

  • geb. 17.07.1903 in Köln-Ehrenfeld
  • gest. 10.11.1944 in Köln-Ehrenfeld (öffentliche Erhängung)
  • Haft in Brauweiler: 04.10.1944 – 10.11.1944

Josef Moll war Mitglied der Gruppe Steinbrück in Köln-Ehrenfeld. Er war ohne Berufsausbildung und als ungelernter Arbeiter auf verschiedenen Arbeitsstellen beschäftigt. Seit 1927 wurde er zunehmend kriminell. Bis 1942 erhielt er dreizehn Vorstrafen und war siebenmal im Gefängnis und einmal im Zuchthaus: wegen Diebstahls, Hehlerei, Urkundenfälschung und Zuhälterei. Als Zuchthäusler wurde er 1939 für „wehrunwürdig“ erklärt.

1943 wurde er erneut zu einer Haftstrafe von drei Jahren verurteilt, die er im Zuchthaus Anrath bei Krefeld antrat. Im Juli 1944 erhielt er Hafturlaub, um in seiner Wohnung zu Hause einen Fliegerschaden zu beheben. Seine Frau war damals vorübergehend bei Freunden in der Schönsteinstraße 13 untergekommen. Dadurch lernte er Peter Hüppeler kennen, der im Trümmerkeller in der Schönsteinstraße 15 untergetaucht war und sich mit Zustimmung von Hans Steinbrück bereit erklärte, Moll illegal bei sich aufzunehmen, wenn er dabei helfe, erbeutetes Diebesgut auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen. Es war ein „Geschäft“ auf Gegenseitigkeit. Seit Mitte August ging Josef Moll zusammen mit beiden auf „Kaperfahrt“ und erhielt von Hüppeler eine Pistole. Nach dem gemeinsamen Diebstahl von 26 Zentner Butter am 1. September 1944 verkaufte er von der Beute vier Zentner an Max Stollenwerk sowie vierzehn Zentner an den Wirt des Lokals „Im Bachem“. Der Gesamterlös betrug 123.000 RM.

Durch den Butterverkauf reich geworden, mietete Josef Moll sich in der Engelbertstraße ein Zimmer bei Wilhelmine Amely und zog sich aus der Schönsteinstraße zurück. Nach Aussage von Christel Wollenweber hat Moll sie in diesem Zimmer Mitte September 1944 vergewaltigt. Er versuchte damals, sich einen gefälschten Ausweis zu beschaffen und bis Kriegsende unterzutauchen, geriet dabei aber an einen V-Mann der Gestapo namens „Franzl“, dem gegenüber er sich großspurig und wahrheitswidrig als einen der Anführer einer großen kommunistischen Widerstandsorganisation ausgab, um leichter an Papiere zu kommen. Aufgrund der Berichte des V-Manns „Franzl“ wurde er am 4. Oktober 1944 verhaftet, in Brauweiler interniert und vom Gestapokommando Kütter wiederholt vernommen.

Ohne Verfahren und Gerichtsurteil wurde Josef Moll am Morgen des 10. November 1944 zusammen mit zwölf weiteren Mitgliedern der Gruppe Steinbrück in der Hüttenstraße am Bahnhof in Köln-Ehrenfeld öffentlich durch den Strang hingerichtet. Die mit ihm Erhängten waren ihm nur teilweise bekannt. Er war 41 Jahre alt.

Quellen:

  • ALVR 15080
  • LAV NRW R, Gerichte Rep. 248, Nr. 64, Bl. 344-358, 574

Literatur:

  • Daners, Hermann/Wißkirchen, Josef: Die Arbeitsanstalt Brauweiler bei Köln in nationalsozialistischer Zeit, Essen 2013.
  • Rusinek, Bernd: Gesellschaft in der Katastrophe. Terror, Illegalität, Widerstand – Köln 1944/45, Essen 1989.

Text und Recherche:

Josef Wißkirchen

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