Hans Balzer war eine Schlüsselfigur in den Köln-Ehrenfelder Ereignissen 1944 und gehörte zuletzt zum Kern der Gruppe Steinbrück. Er stammte aus bürgerlichen Verhältnissen. Sein Vater Josef Balzer besaß ein Lebensmittelgeschäft und mehrere Mietshäuser. Die nach der Volksschule begonnene Schlosserlehre musste Hans Balzer 1943 abbrechen, weil er wegen eines Einbruchs in ein Schuhgeschäft zu sieben Monaten Jugendgefängnis verurteilt worden war. Nach seiner Entlassung aus der Jugendstrafanstalt Wittlich im März 1944 fand er eine neue Arbeitsstelle als Autoschlosserlehrling in Köln-Nippes, wo man ihm bald Betrügereien vorwarf.
Mit sechzehn Jahren lief Hans Balzer schließlich 1944 von zu Hause weg. Durch einen Freund lernte er Roland Lorent kennen und wohnte in dessen Gartenlaube am Blücherpark. Balzer gewann großen Einfluss auf den acht Jahre älteren Lorent. Seit August 1944 verübten sie zahlreiche Einbrüche und „Kaperfahrten“, bei denen Hans Balzer stets am Steuer von Lorents Auto saß. Immer ging es dabei auch um die Beschaffung von Alkohol.
Nach einem gemeinsamen Zechgelage am Abend des 28. September 1944 in Köln-Ehrenfeld stiftete Hans Balzer den stark alkoholisierten Roland Lorent an, dem zufällig vorbeikommenden Ortsgruppenleiter Heinrich Soentgen nachzufahren und ihn zu erschießen. Mit der Ermordung Soentgens erfüllte er den Wunsch von zwei jugendlichen Mithäftlingen in Wittlich, die aufgrund einer Anzeige Soentgens wegen Diebstahls verurteilt worden waren und sich rächen wollten.
Auf der Flucht vor der Gestapo kam Hans Steinbrück am 30. September 1944 zum ersten Mal zu Lorent und Balzer in die Laube am Blücherpark, die nun für wenige Tage zum Treffpunkt des Kerns der Steinbrück-Gruppe wurde. Nach der Verhaftung Lorents am 3. Oktober 1944 und dessen Vernehmung in Brauweiler kam die Gestapo auf die Spur Hans Balzers. Als Josef Hoegen und Walter Hirschfeld, Mitglieder des Gestapokommandos Kütter in Brauweiler, den Sechszehnjährigen am 8. Oktober 1944 im Haus seiner Eltern in der Piusstraße 9 aufstöberten, konnte er zunächst fliehen, wurde dann aber von Walter Hirschfeld auf der Flucht auf dem Bürgersteig vor dem Trümmergrundstück Piusstraße 25 erschossen, obwohl er unbewaffnet war.
Josef Wißkirchen