Unmittelbar nach dem Pogrom in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 („Reichspogromnacht“) wurden fast 30.000 männliche Juden festgenommen und in die Konzentrationslager Dachau, Buchenwald und Sachsenhausen eingeliefert. Die den Bürgermeistern unterstehende Ortspolizei fungierte bei dieser Verhaftungswelle als Hilfsorgan der Gestapo. Die Kölner Gestapo nutzte den Zellenbau in der Arbeitsanstalt Brauweiler als Sammellager für die Verhafteten aus dem Regierungsbezirk Köln.
In zwei Bahntransporten vom Bahnhof Königsdorf aus wurden die in Brauweiler inhaftierten Juden am 13. und am 15. November 1938 nach Dachau deportiert. Vor dem ersten Transport erschien der Kölner Rabbiner Dr. Isidor Caro im Zellenbau und hielt an die im Mittelgang des Erdgeschosses versammelten Häftlinge eine Ansprache.
Der Brauweiler Anstaltsleiter Albert Bosse vermerkte am 15. November 1938, dass an diesem Tag „die restlichen 307 Juden […] durch Polizeibeamte aus der Arbeitsanstalt nach Station Großkönigsdorf zum Transport nach Dachau abgeführt“ worden seien (ALVR 17371). Wenn man den ersten Transport in ähnlicher Größenordnung vermutet, kommt man auf eine Gesamtzahl der im Sammellager Brauweiler kurzfristig verhafteten Juden von etwa 600 Personen. Rund 300 von Brauweiler aus nach Dachau deportierte Juden aus dem Regierungsbezirk Köln lassen sich in den Zugangsbüchern des KZ Dachau nachweisen. Der Verbleib der vermuteten weiteren 300 Häftlinge aus Brauweiler ist nicht geklärt.
Die Haftdauer im KZ Dachau betrug in der Regel wenige Wochen. Wer gültige Auswanderungspapiere nachweisen konnte, wurde entlassen. Die meisten kamen – kahlgeschoren und verstört – vor Weihnachten 1938 oder im Januar 1939 wieder frei, einige erst Monate später.
Für die deutschen Juden waren die ersten KZ-Erfahrungen in Dachau und die vorausgegangenen Gewaltexzesse in der Reichspogromnacht ein Schock. Das NS-Regime wollte sie dadurch zur Flucht ins Ausland zwingen und sich zugleich ihr zurückgelassenes Vermögen aneignen. Um ihr Leben zu retten, suchten zahllose Betroffene verzweifelt nach einer Möglichkeit, ins sichere Ausland zu gelangen.
Josef Wißkirchen
Die hier aufgelisteten Personen wurden während des Novemberpogroms 1938 festgenommen und für einige Tage in Brauweiler inhaftiert, um von dort in andere Lager deportiert zu werden.
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