Nach dem deutschen Überfall auf Polen bzw. nach der Kapitulation Warschaus Ende September 1939 bildeten sich in Polen zahlreiche Widerstandsorganisationen. Daraus entstand Anfang 1942 die Freiwilligenorganisation Armia Krajowa (Heimatarmee). Sie war eine politisch konservative Widerstandsorganisation und stand der katholischen Kirche Polens nahe. Bis zu ihrem offenen Aufstand in Warschau am 1. August 1944 betätigte sie sich als Fluchthilfe- und Spionageorganisation und führte Sabotage- und Partisanenaktionen aus.
In Deutschland fand die Armia Krajowa Mitglieder unter den rund 2 bis 3 Millionen polnischen Zwangsarbeitern und Kriegsgefangenen. Sabotagetätigkeiten im Rheinland, beispielsweise bei der Union-Kraftstoff AG in Wesseling und der Knapsack AG in Hürth, schrieben deutsche Behörden der Armia Krajowa zu und ordneten sie als „äußerst gefährlich“ (OKW) ein. Deshalb sah es die Gestapo als großen Erfolg an, als man am 20. April 1944 mit Edmund Ulinski einen Kurier der Heimatarmee auf dem Kölner Hauptbahnhof festnehmen konnte. Da man ein großes konspiratives Netzwerk vermutete, richtete die Kölner Gestapo ein Sonderkommando unter Kommissar Kurt Bethke ein, das in Brauweiler stationiert wurde.
Die Gestapo ermittelte in „verschärften Verhören“ zahlreiche Namen von Mitgliedern der Heimatarmee. So wurden seit dem 20. April 1944 277 polnische Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene in rund 60 Orten des Deutschen Reiches verhaftet und nach Brauweiler gebracht. Hierunter befanden sich insgesamt 111 Fähnriche. Diesen meist jungen Polen unterstellte die deutsche Seite, nicht zu Unrecht, großen Patriotismus und Widerstandswillen. Allerdings waren die aktiven Mitglieder der Armia Krajowa unter den Verhafteten deutlich in der Minderheit. Zu den 277 in Brauweiler inhaftierten Männern kamen noch sechs Frauen, die in der Kölner Gestapo-Zentrale blieben und nur zu Verhören nach Brauweiler gebracht wurden. In zwei größeren Transporten im August 1944 und einem dritten Transport am 14. September 1944 wurden die polnischen Inhaftierten über das Messelager in Köln-Deutz ins Konzentrationslager Buchenwald gebracht. Viele der Brauweiler Inhaftierten, insbesondere die Fähnriche, wurden dort in den unterirdischen Produktionsstätten „Mittelwerke“ bei Nordhausen/Harz, Deckname Dora, eingesetzt.
Von den 277 Personen waren 7 in Brauweiler entlassen worden, nachweislich 150 kamen in Buchenwald, in den Nebenlagern oder auf Todesmärschen ums Leben. Das Schicksal von etwa 50 Personen ist ungeklärt, ca. 80 Personen überlebten.
Hermann Daners
Die hier aufgelisteten, in Brauweiler inhaftierten Personen waren entweder Mitglieder der Armia Krajowa oder wurden in Zusammenhang mit dieser Verhaftungswelle von der Gestapo interniert.
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