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Giebel über der Toreinfahrt zur Abtei Brauweiler

Gedenkstätte
Brauweiler des LVR

Gedenkbuch Brauweiler

Biografien

Ulinski, Edmund

  • geb. 16.07.1918
  • gest. 18.04.2004, Provinz Saskatchewan, Kanada
  • Haft in Brauweiler: 02.05.1944 – 14.09.1944

Edmund Ulinski studierte bis Kriegsbeginn Theologie im polnischen Pelplin. Beheimatet war er in einem kleinen Ort in der Region um Danzig. Am 1. September 1939 meldete Ulinski sich als Freiwilliger zum Militärdienst beim 67. Infanterieregiment in Brodnica. Bald darauf geriet er in deutsche Kriegsgefangenschaft und kam ins Oflag VII A in Murnau. Ab Juni 1940 folgten Aufenthalte in verschiedenen deutschen Kriegsgefangenenlagern, bis er im Sommer 1943 in das Lager in Sandbostel kam. Hier schloss er sich der Armia Krajowa (Heimatarmee) an. Während eines Aufenthalts im Lagerlazarett im Juli 1943 gelang es den dort tätigen polnischen Ärzten, ihn als unheilbaren Tuberkulose-Patienten zu klassifizieren. Dies führte im November 1943 zu seiner Entlassung nach Warschau.

Nach einigen Wochen der Beobachtung und einer Art Eignungstest durch die Armia Krajowa in Warschau wurde er als Kurier der Widerstandsorganisation ausgebildet. Am 11. April 1944 wurde Edmund Ulinski, der sehr gut Deutsch sprach, zu seinem ersten Kurierauftrag in das Deutsche Reich geschickt. Er reiste mit gefälschten Papieren unter dem Namen Konrad Baumgart über Bromberg, Berlin, Hannover, Hemer und Dortmund nach Köln. Hier traf er am 17. April ein und sollte ähnlich wie bei den anderen Reisestationen Kontakte mit den konspirativen Zellen der Armia Krajowa unter den polnischen Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern im Deutschen Reich aufnehmen und neue Instruktionen unterbreiten.

Seine Ankunft war den verschiedenen Zellen in chiffrierter Form angekündigt worden. In Köln-Ehrenfeld tätige polnische Zwangsarbeiter hatten aber in einem Brief in die Heimat die Ankunft des Kuriers und seinen Decknamen, Konrad Baumgart, offen mitgeteilt. Dieser Brief war in die Hände der Kölner Gestapo gelangt, und so konnte sie Edmund Ulinski bei seiner Abreise am 20. April 1944 auf dem Kölner Hauptbahnhof festnehmen. Er wurde zunächst, wie auch seine Kölner Kontaktpersonen, bei Verhören von den Gestapobeamten schwer misshandelt. Die Gestapo war bei der Festnahme in Besitz chiffrierter und dechiffrierter Namenslisten gelangt. Ulinski und seine Kölner Kontaktpersonen wurden nach den Verhören am 2. Mai 1944 nach Brauweiler gebracht. Am 14. September 1944 wurde er von dort ins Kölner Messelager überstellt und traf am 17. September im KZ Buchwald ein. Hier erhielt er die Häftlingsnummer 85329.

Ulinski überlebte das Konzentrationslager und wanderte nach Kriegsende nach Kanada aus. Hier wurde er als „Doctor of Canon Law (D.C.L.)“ ein bekannter Kirchenrechtler. 1968 berief ihn Papst Paul VI. in die römische Rota, nach der Apostolischen Signatur das zweithöchste Gericht der römisch-katholischen Kirche. Hier übte er in Ehenichtigkeitsverfahren die Funktion eines Verteidigers aus. Monsignore Ulinski gehörte auch zum Führungsteam des 1975 gegründeten Cumberland College in Nordwest-Saskatchewan. Seelsorgerisch wirkte er in verschiedenen Kirchen der Diözese Prince Albert in Kanada, Provinz Saskatchewan.

Quellen:

  • ALVR 15080.
  • LAV NRW R, Rep. 248, Nr. 54, Bl. 235-242

Literatur:

  • Daners, Hermann: Das Gestapo-Hilfsgefängnis Brauweiler und das Sonderkommando Bethke, in: Pulheimer Beiträge zur Geschichte und Heimatkunde 16 (1992), S. 237-267.
  • The Guardian. Official Publication of the Diocese of Little Rock, Arkansas vom 27.12.1968, S. 11, online unter: http://arc.stparchive.com/Archive/ARC/ARC12271968p11.php (Stand: 13.03.2017).
  • Zawodny, Miroslaw: Do dyspozycji Sonderkommando Bethke w Brauweiler, in: Za Wolnosc i Lud Nr. 51 und Nr. 55 (1984).

Text und Recherche:

Hermann Daners

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