Kurt Stahl, Mitglied der Adventgemeinde in Bensberg, war freiberuflich als Vertreter einer Fabrik für feine Damenstrümpfe und elegante Herrenhemden tätig. Er war mit seinem Auto regelmäßiger Kunde bei einer Tankstelle in der Nähe des Deutzer Bahnhofs und lernte dort den dienstverpflichteten „Halbjuden“ Erich Rosenberg kennen, bei dem zeitweise Willi Tollmann, führendes Mitglied des National- bzw. Volksfrontkomitees Freies Deutschland, untergetaucht war. Als Erich Rosenberg im September 1944 selbst untertauchen musste, um seiner Deportation zu entgehen, kam er für ein paar Tage im Haus Stahl unter und ließ dort einige Kartons mit Hausrat und Kleidung zurück. Nach der Verhaftung von Mitgliedern des Volksfrontkomitees und Erich Rosenbergs wurden Kurt Stahl, seine Frau Elisabeth und seine fünfzehnjährige Tochter Renate (die beiden Söhne dienten in der Wehrmacht) am 6. Dezember 1944 von Josef Hoegen und Heinrich Brodesser, die auf der Suche nach den Helfern des inzwischen verhafteten Erich Rosenberg waren, in ihrem Haus in Bensberg festgenommen. Sie wurden in einer Zelle des ehemaligen Amtsgerichts in Bensberg inhaftiert und am nächsten Tag in die Gestapozentrale im EL-DE-Haus in Köln überstellt. Am 11. Dezember 1944 wurden sie in einem Sammeltransport nach Brauweiler gebracht.
Kurt Stahl wurde von Frau und Tochter getrennt und im Zellenbau inhaftiert. Bei der Räumung des Gestapogefängnisses Brauweiler wurde er zusammen mit seiner Frau am 10. Februar 1945 in die Strafanstalt Siegburg evakuiert und infizierte sich dort mit Fleckfieber. Mitte März 1945 wurde er mit einer Gruppe von männlichen Häftlingen in das Strafgefängnis Marienschloss im hessischen Rockenberg bei Friedberg verlegt. Er erlebte noch die Befreiung durch die Amerikaner am 29. März 1945, erlag dort aber am 10. April 1945 seiner Krankheit.
Josef Wißkirchen