Emmi Kubatz, später verh. Leyendecker, Bildnachweis: Faeskorn, Ilse: Zeitzeuginnen des 20. Jahrhunderts. Der Widerstand Remscheider Frauen 1933-1945, 2. Auflage, Remscheid 2007.
Emmi Kubatz konnte wegen der Armut ihrer Familie nur vier Jahre die Oberschule in Remscheid besuchen. Deshalb nutzte sie nach dem Ersten Weltkrieg die neu entstandenen Volkshochschulen zur Weiterbildung. Hier lernte sie gleichgesinnte junge Frauen und Männer kennen, die sich auch in der Freizeit immer mehr zu einer Gruppe zusammenschlossen. Unter ihnen war auch der später berühmte Bühnenbildner Teo Otto.
Unter dem Einfluss des VHS-Leiters und KPD-Mitglieds Professor Johannes Resch wurde Emmi Kubatz Mitte der 1920er Jahre Mitglied der KPD. Nach der Machtübernahme Adolf Hitlers stellte sie für die verbotene KPD Flugblätter her und geriet im Zuge einer größeren Verhaftungswelle am 6. September 1933 in Gestapohaft. Sie wurde zunächst im Polizeigefängnis Remscheid untergebracht, wo man mit Folterungen versuchte, sie zu einem Geständnis zu zwingen.
Emmi Kubatz war eine von 62 Angeklagten, davon 12 Frauen, die im Wuppertaler „Andreas-Pflüger-Prozess“ (12.-17.11.1934) wegen ihres kommunistischen Widerstandes angeklagt wurden. Bis zum Prozessbeginn durchlief Emmi Kubatz mehrere Haftanstalten. Nach Aufenthalt im Polizeigefängnis Remscheid und zwei Tagen Haft im Kölner Klingelpütz wurde sie am 22. November 1933 ins Frauen-Konzentrationslager Brauweiler gebracht. Dieses war durch Erlass Hermann Görings vom 12. Oktober 1933 zum zentralen Konzentrationslager für alle weiblichen Schutzhäftlinge der Rheinprovinz bestimmt worden.
Außer Emmi Kubatz befanden sich hier auch die Mitangeklagten Milli Hilbert, Trude Wybierala, Luise Klesper (verh. Paul), Gertrud Münstermann, Grete Alders (verh. Wachhaus), Elfriede Eisenberg, Elisabeth Henkel und Elisabeth Stillger in Brauweiler. Für Emmi Kubatz folgten Gefängnisaufenthalte in Düsseldorf, Remscheid und Wuppertal-Bendahl. Hier verbrachte sie auch ihre vom Gericht ausgesprochene 22-monatige Gefängnisstrafe. Am 9. Mai 1938 heiratete sie Karl Leyendecker, einen ehemaligen Freund aus der Volkshochschulgruppe.
Das Ehepaar Leyendecker, das bei Kriegsende in Düsseldorf lebte, betätigte sich nach 1945 wieder in der KPD. Aufgrund des KPD-Verbots im Jahre 1956 übersiedelte Karl Leyendecker in die DDR, wo er 1965 starb. Emmi Leyendecker lebte seit 1967 in einem Altenwohnheim in Langenfeld. Dort starb sie 1987.
Hermann Daners