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Giebel über der Toreinfahrt zur Abtei Brauweiler

Gedenkstätte
Brauweiler des LVR

Gedenkbuch Brauweiler

Biografien

Kühn, Elisabeth, geb. Laufen

  • geb. 13.04.1888 in Köln
  • gest. 1952? in Köln
  • Haft in Brauweiler: 20.10.1933 – ?

Elisabeth Kühn war die Mutter des 1912 geborenen Heinz Kühn, der in den Jahren 1966 bis 1978 Ministerpräsident des Landes NRW war. Unter dem Einfluss seines Vaters, Hubert Kühn, hatte Heinz Kühn sich bereits als Schüler politisch engagiert. Mit 16 Jahren war er Mitglied der Roten Falken, einer Abteilung der Sozialistischen Arbeiterjugend und 1930 Mitglied der SPD geworden. Als Kreisführer der Jugendorganisation „Jungbanner“ im Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold wurde er 1933 von den Nationalsozialisten kurzzeitig verhaftet. Deshalb ging er im Mai 1933 ins Saarland und kehrte im Herbst 1933 ins Rheinland zurück, um von hier ins Exil in die damalige Tschechoslowakei zu gehen.

Zu diesem Zeitpunkt verhaftete die Gestapo seine Mutter Elisabeth Kühn und brachte sie am 20. Oktober 1933 ins Frauen-KZ Brauweiler. In den Verhören gelang es jedoch nicht, sie zur Preisgabe des Aufenthaltsortes ihres Sohnes zu bewegen. Heinz Kühn schreibt in seinen 1980 veröffentlichen Erinnerungen: „Man hatte ihr wohl nicht geglaubt, als sie, die unpolitische Mutter eines jungen linken Sozialisten, gefragt wurde: ‚Kennen Sie Leo Trotzkij?’ und sie darauf antwortete: ‚Der Herr war nie bei uns zu Hause, ich habe ihn nie gesehen.’ Für ihre Mitgefangenen, meist kommunistische Frauen, die sich ihrer in ihrer Hilflosigkeit sehr solidarisch annahmen, war sie ihres Betens wegen die ‚heilige Elisabeth’, respektiert und bemitleidet zugleich.“

Mit der Geiselhaft der Mutter hoffte die Gestapo, den Sohn, den sie noch im Reichsgebiet vermutete, dazu bewegen zu können, sich zu stellen. Das Angebot des Vaters sich der Kölner Gestapo als Ersatzgeisel zu stellen, wurde abgelehnt. Über einen Mittelsmann gelang es ihm jedoch, seinen Sohn zu veranlassen, gefälschte Papiere mit amtlichen Stempeln nach Köln zu schicken, aus denen hervorging, dass er sich in der Tschechoslowakei aufhielt. Damit war er vor dem Zugriff der Gestapo geschützt. In seinen Erinnerungen schreibt Heinz Kühn: „Wochen, nachdem die Beweise meines Auslandsaufenthaltes bei der Gestapo waren, wurde meine Mutter freigelassen, nachdem sie schwer misshandelt worden war.“

Quelle:

  • ALVR 15080

Literatur:

  • Kühn, Heinz: Widerstand und Emigration. Die Jahre 1928–1945, Hamburg 1980.

Text und Recherche:

Hermann Daners

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