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Giebel über der Toreinfahrt zur Abtei Brauweiler

Gedenkstätte
Brauweiler des LVR

Gedenkbuch Brauweiler

Biografien

Flohr, Gustav

  • geb. 12.11.1895 in Remscheid
  • gest. 18.02.1965 in Remscheid
  • Haft in Brauweiler: 10.05.1933 – 10.07.1933

Der Klempner Gustav Flohr war Kommunist und bereits in den 1920er Jahren einer der führenden politischen Köpfe und Gewerkschafter in Remscheid. 1932/1933 war er zudem Mitglied des Deutschen Reichstages, ehe er nach der nationalsozialistischen Machtübernahme im März 1933 verhaftet und zunächst in Düsseldorf (Gefängnis Ulmer Höh) inhaftiert wurde. Im Mai desselben Jahres wurde Flohr in das frühe Konzentrationslager in der Arbeitsanstalt Brauweiler gebracht. In dem dortigen sogenannten Bewahrungshaus war er zusammen mit weiteren politischen Häftlingen untergebracht. Im Gegensatz zu anderen Gebäudeteilen der Arbeitsanstalt waren hier auch einige SA-Leute als Hilfsaufseher eingesetzt, die den Häftlingen mit Schlägen zusetzten. Eigenen Aussagen zufolge hörte Gustav Flohr, dessen Zelle neben dem Vernehmungszimmer lag, mit an, wie die Vernehmenden andere Mithäftlinge misshandelten.

Anfang Juli 1933 wurde Flohr schließlich in das KZ Börgermoor gebracht, wo er bis 1934 inhaftiert war. Nach weiteren Aufenthalten in verschiedenen Haftanstalten emigrierte er 1935 in die Niederlande und beteiligte sich zwischen 1936 und 1938 am Spanischen Bürgerkrieg. Nach langer Haft in verschiedenen französischen Lagern kämpfte er 1944 als Bataillonskommandant in der Résistance gegen die deutsche Besatzungsmacht. Erst nach Kriegsende kehrte Gustav Flohr nach Deutschland zurück und wurde 1946 Oberbürgermeister der Stadt Remscheid. Hier starb er 1965.

Die autobiographischen Aufzeichnungen Gustav Flohrs mit dem Titel „Gustav Flohr: Noch ein Partisan! Ein Remscheider Kommunist, Klempner, Spanienkämpfer und Oberbürgermeister. Eine Autobiographie“ werden voraussichtlich 2018 als Buch in einer Bearbeitung von Jörg Becker, Solingen, erscheinen.

Literatur:

  • Biographische Datenbanken der Bundesstiftung Aufarbeitung: Flohr, Gustav, online unter: https://www.bundesstiftung-aufarbeitung.de/wer-war-wer-in-der-ddr-%2363%3b-1424.html?ID=4291 (Stand: 28.12.2016).
  • Hörath, Julia: Gustav Flohr, in: Mielke, Siegfried und Heinz, Stefan (Hrsg.): Emigrierte Metallgewerkschafter im Kampf gegen das NS-Regime, Berlin: Metropol Verlag 2014, S. 168-186.
  • Lüerßen, Dirk: „Wir sind die Moorsoldaten”. Die Insassen der frühen Konzentrati-onslager im Emsland 1933-1936, elektr. Diss. Universität Osnabrück 2001.

Text und Recherche:

Prof. Dr. Jörg Becker, Solingen

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