Peter Dagasso besuchte im Herbst 1941 die Staatl. Limpertsberg-Oberschule (seit Mai 1941 Goetheschule genannt) in Luxemburg/Stadt. Der von Adolf Hitler im August 1940 zum Leiter der luxemburgischen Zivilverwaltung berufene und im Januar 1941 zum Gauleiter Moselland ernannte Gustav Simon wollte in Luxemburg alles „Nichtdeutsche“ eliminieren. Dazu diente auch eine als Referendum getarnte Personenstandsaufnahme, in der sich alle Luxemburger bis zum 10. Oktober 1941 schriftlich zum „Deutschtum“ bekennen sollten. Dies scheiterte aber am massiven Widerstand der Bevölkerung. Dieser Widerstand zeigte sich auch in den Schulen des Landes. Als der nationalsozialistische Schulleiter der Goetheschule am 10. Oktober bei einem Schülerappell ein Verbleiben auf der Schule vom prodeutschen Ausfüllen der Personenstandsblätter abhängig machte, kam es in einer Klasse zu heftigen Protesten, die in der Parole „Wir sind bereit, für die Großherzogin zu sterben, wir lehnen den Hitlerismus ab“ gipfelten. Als sogenannter Rädelsführer der Aktion wurden die Schüler René Schnell, Andreas Thomas und Peter Dagasso ausgemacht.
Auf Initiative der Gestapo wurden die drei Jungen vom Vormundschaftsgericht Luxemburg wegen „weitgehender Verwahrlosung … in geistiger und politischer Hinsicht“ der vorläufigen Fürsorgeerziehung unterstellt. Schnell und Thomas kamen daraufhin in das Provinzialerziehungsheim Euskirchen, Dagasso in das Jugendhaus Freimersdorf in der Arbeitsanstalt Brauweiler. Hier sollte er eine „nationalpolitische Unterweisung und eine Erziehung zu deutschem Empfinden“ erhalten. Peter Dagasso arbeitete im Büro der Arbeitsbetriebe und erhielt daneben Unterricht durch den Anstaltslehrer. Auf Initiative der HJ Moselland/Luxemburg verweigerte man den drei Jungen eine Wiedereingliederung in ein Gymnasium.
Peter Dagasso wurde vier Monate nach seiner Entlassung aus Brauweiler zur Wehrmacht eingezogen. Während der Rundstedtoffensive desertierte er bei Hosingen und fand im Haus der Familie Lemmer in Bourscheid, Luxemburg Unterschlupf. Dieses Haus wurde am 29.12.1944 bombardiert. Alle Hausbewohner, unter ihnen der 19-jährige Peter Dagasso, starben.
Hermann Daners