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Gedenkstätte
Brauweiler des LVR

Gedenkbuch Brauweiler

Biografien

Adenauer, Auguste (gen. Gussie), geb. Zinsser

  • geb. 07.12.1895 in Köln
  • gest. 03.03.1948 in Bonn, St.-Johannes-Hospital
  • Haft in Brauweiler: 24.09.1944 – 03.10.1944

Auguste, genannt Gussie, Adenauer war die Tochter des Dermatologen und Universitätsprofessors Ferdinand Zinsser und wuchs als Nachbarin des seit 1916 verwitweten Kölner Oberbürgermeisters Konrad Adenauer in der Max-Bruch-Straße in Köln auf. 1919 heiratete sie mit 23 Jahren ihren 19 Jahre älteren Nachbarn. Zu den drei Kindern aus der ersten Ehe Konrad Adenauers kamen vier weitere hinzu. Die Verfolgung Konrad Adenauers durch die Nationalsozialisten seit 1933 und die vielen gegen ihn verhängten Repressalien belasteten die Familie sehr. Erst als Auguste sich mit ihrem Mann und den Kindern im Dezember 1937 in das neugebaute Haus am Zennigsweg 8a in Rhöndorf zurückziehen konnte, schien die Lage sich zu beruhigen.

Nach dem Attentatsversuch auf Adolf Hitler vom 20. Juli 1944 wurde neben vielen anderen Personen auch Konrad Adenauer im Rahmen der „Aktion Gewitter“ verhaftet und in das Kölner Messelager eingeliefert. Als es ihm dann mit Hilfe von Freunden gelang, zwischen dem 5. und 10. September 1944 zu fliehen und in der einsam gelegenen Pension Nistermühle bei Hachenburg im Westerwald unter falschem Namen unterzutauchen, wurde Gussie Adenauer in ihrer Wohnung in Rhöndorf festgenommen, in einer Gemeinschaftszelle im Keller des EL-DE-Hauses in Köln eingesperrt und von dem Gestapokommissar Kurt Bethke in wiederholten Verhören nach dem Aufenthaltsort ihres Mannes befragt. Weil sie sich jedoch weigerte, das Versteck ihres Mannes zu verraten, drohte Bethke mit der Verhaftung ihrer in Rhöndorf zurückgebliebenen Töchter.

Derart unter Druck gesetzt, gab sie den Aufenthaltsort ihres Mannes am 24. September 1944 preis. Am frühen Morgen des nächsten Tages wurde Konrad Adenauer verhaftet und in das Gestapogefängnis in Brauweiler gebracht. Sie selbst wurde trotz der vorherigen Zusage, sie nach Hause zu entlassen, noch am 24. September in das Frauenhaus in Brauweiler verlegt. Geplagt von Schuldgefühlen, ihren Mann verraten zu haben, versuchte sie sich das Leben zu nehmen. Die für sie zuständige Aufseherin Ley entdeckte sie noch rechtzeitig und rettete sie.

Nach zehn Tagen Haft wurde Auguste Adenauer schließlich entlassen. Nach ihrem Selbstmordversuch erholte sie sich nicht mehr und starb bereits am 3. März 1948 im Alter von nur 52 Jahren.

Quellen:

  • ALVR 15080
  • Mensing, Hans Peter: Adenauer im Dritten Reich (Rhöndorfer Ausgabe), Berlin 1991

Literatur:

  • Daners, Hermann/Wißkirchen, Josef: Die Arbeitsanstalt Brauweiler bei Köln in nationalsozialistischer Zeit, Essen 2013.
  • Mensing, Hans Peter: Emma, Gussie und Konrad Adenauer. Mit den Töchtern Ria Reiners, Lotte Multhaupt und Libet Werhahn, in: Dieter Zimmer (Hrsg.): Deutschlands First Ladies. Die Frauen der Bundespräsidenten und Bundeskanzler von 1949 bis heute, Stuttgart 1998, S. 33-62.
  • Werhahn, Libet: Im Wechselbad der Geschichte – Gussie Adenauer, in: Marlene Zinken (Hrsg.): Der unverstellte Blick. Unsere Mütter, (aus)gezeichnet durch die Zeit 1938 bis 1958, Opladen 2007, S. 80–89.
  • Weymar, Paul: Konrad Adenauer. Die autorisierte Biographie, München 1955.

Text und Recherche:

Josef Wißkirchen

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