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Gedenkstätte
Brauweiler des LVR

Gedenkbuch Brauweiler

Biografien

Korsing, Kurt Ferdinand

  • geb. 20.07.1906 in Köln
  • gest. 28.05.1981 in Köln
  • Haft in Brauweiler: 21.11.1944 – 15.02.1945

Kurt Korsing absolvierte eine juristische Hochschulausbildung. Seine Assessortätigkeit am Kölner Landgericht musste er allerdings beenden, da er aus dem NSKK (nationalsozialistisches Kraftfahrkorps) wegen mangelnden Engagements ausgeschlossen wurde. Deshalb trat er in den väterlichen Betrieb ein, den er 1935 übernahm. Da die Firma kriegswichtige schweißtechnische Produkte herstellte, blieben er und seine Angestellten vom Kriegsdienst verschont.

Am 21. November 1944 (nach Korsings Aussage am 22. November) wurde Kurt Korsing von der Kölner Gestapo verhaftet und nach Brauweiler zum Kommando Bethke gebracht. Die Hintergründe für seine Verhaftung sind vor allem in der Unterstützung für die Familie von Oppenheim zu suchen. Kurt Korsing war mit Friedrich Carl Freiherr von Oppenheim befreundet. Dieser und sein Bruder Waldemar Freiherr von Oppenheim waren Teilhaber der Kölner Privatbank Sal. Oppenheim, die seit Februar 1938 unter dem Namen ihres „arischen“ Teilhabers und Geschäftsführers Robert Pferdmenges firmierte. Dies und die Übereignung des Familiengestüts Schlenderhan in Quadrath-Ichendorf (Bergheim/Erft) an den Staat bewahrte die „Mischlinge II. Grades“ zunächst vor nationalsozialistischer Verfolgung. Nach dem Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 stufte das „Rheinische Landes-Sippenamt“ sie als „Mischlinge I. Grades“ ein, und sie gerieten so in den Fokus der Verfolgung.

Waldemar von Oppenheim wurde auf dem Gestüt Schlenderhan verhaftet und etwa drei Wochen im Gestapogebäude (EL-DE-Haus) in Köln inhaftiert. Durch ein Versehen wurde er freigelassen und konnte so untertauchen. Korsings Freund Friedrich Carl von Oppenheim wurde am 4. September 1944 auf seinem Gut Ast in Oberbayern verhaftet und war bis zum Eintreffen der Amerikaner am 1. Mai 1945 im Gefängnis Landshut. Kurt Korsing bemühte sich um die Freilassung seines Freundes und versuchte dabei, seine Kontakte zu Margot Winkelnkemper zu nutzen. Sie war die Ehefrau des nationalsozialistischen Kölner Oberbürgermeisters Peter Winkelnkemper, der sich am 21. Juni 1944 das Leben genommen hatte. Seine Frau war wegen ihrer Anschuldigungen, die NSDAP trage die Schuld am Tod ihres Mannes, von der Gestapo verhaftet worden und am 10. November 1944 von Gestapokommissar Kurt Bethke nach Brauweiler überstellt worden. Gleichzeitig hatte Korsing der in Köln untergetauchten Familie Waldemar von Oppenheims (Waldemar, seine Frau Gabrielle und Tochter Karin) geholfen. Zudem warf man ihm politische Unzuverlässigkeit und Zusammenarbeit mit einem ausländischen Nachrichtendienst sowie Devisenvergehen vor. Die Gestapo erhoffte sich von Korsings Verhaftung Informationen über den Unterschlupf Waldemar von Oppenheims zu erhalten.

Am 15. Februar 1945 wurde Kurt Korsing mit dem letzten Gefangenentransport von Brauweiler in das Zuchthaus Siegburg gebracht. Hier blieb Korsing von der Gestapo unbehelligt, weil im Zuchthaus Flecktyphus herrschte. Er war hier in einer Einzelzelle mit insgesamt sieben Personen untergebracht. Von Siegburg aus wurde er gefesselt auf einem LKW zusammen mit anderen Gefangenen in das Arbeitserziehungslager (AEL) der Kölner Gestapo nach Wipperfürth gebracht. Die Fliegerangriffe, die unterwegs stattfanden, forderten zahlreiche Todesopfer.

Korsing überlebte und traf zusammen mit rund 70 weiteren ehemaligen Brauweiler Inhaftierten Mitte März in dem von SS-Untersturmführer Friedrich Jentsch geleiteten Lager ein. Da hier sowohl gesunde als auch kranke Gefangene in einem Raum untergebracht wurden, infizierten sich weitere Personen mit Flecktyphus. Ende März 1945 wurde Korsing zusammen mit weiteren deutschen politischen Gefangenen von Wipperfürth in das in Baubaracken untergebrachte Arbeitserziehungslager Hunswinkel bei Lüdenscheid gebracht. In diesem von Heinrich Brodesser geleiteten Lager verschlimmerten sich die Zustände mit dem Näherrücken der alliierten Front dramatisch: 30 bis 50 Personen hausten in einer kleinen Baracke; das Essen bestand aus zwei Scheiben Brot und einer Kartoffelschalensuppe. Vor allem wollte die Lagerleitung vor Eintreffen der Alliierten die Häftlinge erschießen lassen. Dagegen wehrten sich die zumeist aus Estländern bestehenden Wachmannschaften, da vor dem Eintreffen der alliierten Truppen keine Zeit zur Beseitigung der Leichen bestünde. Deshalb wurden viele Häftlinge, insbesondere Ausländer, ins Polizeigefängnis Wuppertal gebracht, wo sie erschossen wurden. Kurz vor Eintreffen der Amerikaner am 11. April 1945 konnte Korsing nach eigenen Aussagen das Lager verlassen. Er erhielt einen auf den 12. April 1945 datierten Entlassungsschein der Gestapo.

Quellen:

  • ALVR 15080
  • Aussage Kurt Korsings im November 1945 vor Captain Ortlick (French War Crimes Mission), Nachlass Kurt Korsing – Privatbesitz
  • BA Koblenz Z 42 III/156
  • LAV NRW R, Rep. 231, Nr. 289

Literatur:

  • Daners, Hermann; Wißkirchen, Josef: Die Arbeitsanstalt Brauweiler bei Köln in nationalsozialistischer Zeit, Essen 2013.
  • Keller, Sven: Volksgemeinschaft am Ende: Gesellschaft und Gewalt 1944/45, München 2013.
  • Lotfi, Gabriele: KZ der Gestapo. Arbeitserziehungslager im Dritten Reich, Frankfurt 2003.
  • Stürmer, Michael; Teichmann, Gabriele; Treue, Wilhelm: Wägen und Wagen. Sal. Oppenheim jr. & Cie.: Geschichte einer Bank und einer Familie, München 1989.

Text und Recherche:

Hermann Daners

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